Lesezeich(n)en 2014
120 Zeichnungen auf Papier, zwischen zwei Glasscheiben 14,8 x 21 cm, 30 x 30 cm
Eine künstlerische Intervention im documenta Archiv Kassel,
von Katrin Leitner, iniziiert und organisiert von Gerd Mörsch, kuratiert von Bernhardt Balkenhol
Das documenta Archiv ist nicht nur der Ort, an dem in unzähligen Dokumenten die Geschichte der documenta aufbewahrt wird, es ist auch eine sehr umfangreiche Sammlung von Kunstkatalogen und Büchern über Kunst – nicht nur der documenta.
In einem Zeitraum von fünf bis sechs Monaten hat Katrin Leitner regelmäßig diese Bibliothek besucht. Sie hat sich kundig gemacht, Texte gelesen und gesammelt, Bildbände und Abbildungen studiert und sich heraus kopiert, was sie entdeckt hat und interessant fand.
Sie tat das nicht nur aus wissenschaftlichem Interesse sondern in erster Linie als Künstlerin. Ihr ging es also nicht allein um Wissen und Verstehen sondern von vornherein um eine sehr persönliche künstlerische Auseinandersetzung und Aneignung.
Eine beeindruckend umfangreiche künstlerische Produktion in Form von Abschriften und Notizen ist entstanden, die Katrin Leitner als Zeichnungen von Manifesten präsentiert.
Diese umfangreiche Produktion von über einhundertzwanzig Zeichnungen hat Katrin Leitner zurück archiviert in die Bibliothek, d.h. die Skizzenbuchblätter zwischen zwei Glasscheiben gefasst und als künstlerische Kommentare wieder ins Regal neben die Bücher und Kataloge gestellt, auf die sie sich beziehen. Sie unterwirft sie damit dem Ordnungssystem des Archivs, weshalb man sie genauso suchen muss wie ein gewünschtes Buch.
Das sind Abschriften und Notizen, präsentiert als Zeichnungen von Manifesten. Das sind Übersetzungen und Transformationen inhaltlicher Komplexe, formuliert in einer eigenen künstlerischen Sprache und Grammatik, und schließlich neue Argumentationen und Erzählungen auf der Basis und als Ergebnis ihrer mentalen Forschung.
